Im Fokus der fotografischen Arbeit von Beatrice Minda steht das private Interieur im Kontext historischer Ereignisse. Im fernöstlichen Myanmar, das durch eine rigide Militärdiktatur jahrzehntelang abgeschottet war, fotografierte sie die ältesten, heute noch bewohnten Häuser, die aus kolonial beeinflussten Lebenswelten zu Beginn des 20. Jahrhunderts stammen. Sie spürte den Lebensspuren der Bewohner und den Zeichen von Veränderungen nach.
Der Bildband „Dark Whispers“ spiegelt die ambivalenten Aspekte der Britischen Kolonialzeit und ihrer Folgen wider. Im Zuge der Kolonialisierung kamen viele Siedler, Händler, angeheuerte Arbeitskräfte und Hasardeure aus dem riesigen Britischen Empire ins Land. Auch wohlhabende Einheimische wagten ihre Fortüne in neu erschlossenen Regionen, legten Reisfelder und Kautschuk-Plantagen an oder stiegen in den Teakholz-Handel ein. Die koloniale Ausbeutung kurbelte Investitionen an, brachte auch Fortschritt und vereinzelten Reichtum, wovon die noch erhaltenen Häuser zeugen.
Zahlreiche historische Bilder, erläuternde Legenden sowie ein einfühlsamer Text des Burmesischen Lyrikers Ko Ko Thett ergänzen Beatrice Mindas Fotografien, die sich auf die Atmosphären verflossenen Lebens und die Repräsentationsformen konzentrieren, in denen sich die Bewohner einst zu verwirklichen suchten. Oft sind es seit Jahrzehnten unberührte Gegenstände, die vom Kosmos einer untergegangenen Welt zeugen. Doch zwischen dem Damals und dem Heute klaffen auch große Lücken. Eine unheimliche Leere beseelt diese Räume. Dunkles Flüstern hallt durch sie hindurch – ein Memento Mori, das an das viele Unausgesprochene in der Burmesischen Geschichte erinnert.
Ausstellung
Haus am Kleistpark, Berlin, 3.6.–8.8.2021
Ausgewählte Presse
MDR Kultur – ab Minute 11:30
3sat Kulturzeit