Acht Jahre nach ihrer inzwischen legendären Publikation »Poppy – Trails of Afghan Heroin« haben Robert Knoth und Antoinette de Jong ihr nächstes Langzeitprojekt „Tree and Soil“ abgeschlossen. Nach der Atomkatastrophe von 2011 fotografierten und filmten Sie über einen Zeitraum von fünf Jahren die sich verändernden Landschaften in den Sperrzonen um Fukushima. Sie dokumentierten aufgegebene Bauernhöfe, Gärten, landwirtschaftliche Felder und die umliegenden Hügel und Wälder und interviewten ehemalige Bewohner des Gebiets. Für dieses Buch kombinieren sie ihre eigene Landschaftsfotografie mit historischem Material aus der Sammlung des Naturforschers und Entdeckers von Philipp Franz von Siebold. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts hatte Siebold die Gelegenheit, Japan zu bereisen und nicht nur Unmengen von Artefakten, Pflanzen- und Tierpräparaten, sondern auch einen großen Zahl von Farbholzschnitten von Künstlern wie Kawahara Keiga nach Europa zu bringen. Siebolds Sammlungen – in den Niederlanden vom Naturalis Biodiversitätszentrum in Leiden aufbewahrt – veranschaulichen, wie tief die japanische Kultur in der Natur verwurzelt und von ihr inspiriert ist. Er repräsentiert perfekt das Zeitalter der Entdecker, die um den Globus reisten, um die Geheimnisse der Natur zu entdecken. Dieses Zeitalter kann als Vorläufer des Anthropozän betrachtet werden, in dem unser Planet durch menschliche Aktivitäten tiefgreifend verändert wird. In »Tree and Soil« unterstreichen Knoth und de Jong Wert und Schönheit der Natur und verbinden Vergangenheit und Gegenwart, indem sie die Veränderungen der menschenleeren Landschaften um Fukushima dokumentieren und auf ihre eigene Weise interpretieren.
»Manchmal fühlten wir uns wie Archäologen der Zukunft und versuchten zu verstehen, was in einer fernen Vergangenheit geschah, als eine geheimnisvolle Kraft zur Evakuierung von Städten, Dörfern und Wäldern führte und nur noch ein Rest menschlicher Präsenz zurückblieb.«
Dieses Buch hat eine lange Entstehungsgeschichte. Es wurde von den Autoren zusammen mit der Kuratorin Iris Sikking sorgfältig redigiert, von Kummer&Herrman, den renommierten, vielfach preisgekrönten niederländischen Designern, entworfen und von der Drukkerij Rob Stolk in einer sehr limitierten, einmaligen Auflage kongenial reproduziert.
Über die Fotograf*innen
Robert Knoth (Rotterdam, 1963) und Antoinette de Jong (Tilburg, 1964) leben in den Niederlanden. Sie wurden mehrfach ausgezeichnet und ihre Arbeiten waren in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen bei führenden Festivals und in Museen zu sehen.
Zitat
Robert Knoth and Antoinette de Jong
»Die digitalen Technologien haben unsere Position als Dokumentarfilmer seismisch verändert und uns endlose Möglichkeiten für neue Erzählformate eröffnet. Wir begannen mit vielschichtigeren Formen des Geschichtenerzählens zu experimentieren, wobei wir den Hyperrealismus des Dokumentarfilms mit den abstrakteren und konzeptuelleren Qualitäten der bildenden Kunst verschmelzen.« Website
Ausstellungen
Museum Kulturspeicher Würzburg, 27. März – 24. Mai 2021
Museum Hundertwasser/Kunsthaus Wien, 16.10.–20.2.2022
Biennale Mannheim, 19.3.–22.5.2022
Fotomuseum, Den Haag, Frühjahr 2022
Ausgewählte Presse
lensculture – beste Fotobücher 2020
1000 words mag – beste Fotobücher 2020
de Volkskrant (NL)
Photomonitor
Die Tageszeitung-TAZ