lost&found
Diese neue Fotoheft-Reihe stellt analoge Fotografen und Bildarchive vor. Intuition, der blanke Zufall, seltsame Begegnungen und das langsame Vergehen der Zeit halfen beim Entdecken der Bilder für die Hefte. Alle haben ihre eigenen bemerkenswerten Geschichten: die Geschichte der einzelnen Fotografen, die Geschichte der/des Fotografierten, die Geschichte der jeweiligen Archive und ihrer Entdeckung, und nicht zuletzt die sichtbare Geschichte des unvermeidlichen Verfalls der analogen Bilder, hervorgerufen durch Produktion, Gebrauch und Lagerung. Alle Bilder werden unretuschiert abgebildet und tragen so die Spuren ihrer Geschichte mit sich, aus den Tiefen ihrer Emulsionen bis an die Oberflächen.
Peter Dammann | Einfach das Leben
Die Kamera begleitet das Leben des Ingenieurs Peter Dammann (*1936). In den 1960er- bis 1990er-Jahren fotografierte er neben Menschen, Situationen, Orten, Landschaften oder Tieren vor allem seine Familie. Es entstanden Tausende von Bildern bei Familienfeiern, Ausflügen, Geburtstagen oder Beerdigungen. So entwickelte sich eine fotografische Familiengeschichte wie sie viele kennen, die aber in ihrer Bildsprache und Konsequenz bemerkenswert ist. Sein Interesse galt weniger der Dokumentation, sondern der Herstellung von „guten“ Bildern. Wie andere Amateurfotografen orientierte sich Dammann an etablierten, bekannten Fotografen und schulte sein Auge an ihren Bildern. Er bevorzugte die Schwarz-Weiß-Fotografie und vergrößerte seine Negative in der heimischen Dunkelkammer selbst. Von jenen Bilder, die Dammann für die besten hielt, stellte er Vergrößerungen im Format 18 x 24 cm her, die er in selbst gebastelten Holzboxen lagert. Sein letzter entwickelter Schwarz-Weiß-Film trägt die Nr. 422 und stammt aus dem Jahr 2007. Die letzten 89 Schwarz-Weiß-Filme digitalisierte er selbst und bestellte von den Daten Bilder beim Fotoservice. Seit 2002 fotografiert und archiviert Dammann digital. Trotz gestalterischer Ambitionen hatte Peter Dammann nie den Ehrgeiz, seine Familienchronik veröffentlichen zu wollen. Sein Sohn, der Künstler Martin Dammann (* 1965), ermutigte den Vater, seine privaten Fotos zum ersten Mal in dieser Publikation und in der Ausstellung in den Opelvillen öffentlich zu zeigen.
Ausstellung: Opelvillen, Rüsselsheim, 2. Mai bis 29. Juli, 2018, als Partnerprojekt der Fototriennale RAY 2018