lost&found
Diese neue Fotoheft-Reihe stellt analoge Fotografen und Bildarchive vor. Intuition, der blanke Zufall, seltsame Begegnungen und das langsame Vergehen der Zeit halfen beim Entdecken der Bilder für die Hefte. Alle haben ihre eigenen bemerkenswerten Geschichten: die Geschichte der einzelnen Fotografen, die Geschichte der/des Fotografierten, die Geschichte der jeweiligen Archive und ihrer Entdeckung, und nicht zuletzt die sichtbare Geschichte des unvermeidlichen Verfalls der analogen Bilder, hervorgerufen durch Produktion, Gebrauch und Lagerung. Alle Bilder werden unretuschiert abgebildet und tragen so die Spuren ihrer Geschichte mit sich, aus den Tiefen ihrer Emulsionen bis an die Oberflächen.
Axel Herrmann | Continental Breakfast
Axel Herrmann (1946–2010) begann 1967 sein aufregendes Leben als Verkehrspilot auf Kleinbild-Dias festzuhalten. Die Fliegerei war sein Beruf, seine Leidenschaft galt aber der Fotografie, den Reisen und ab Anfang der 1970er-Jahre auch seiner Frau Heide, einer Stewardess, die er kurz nach dem Beginn seiner Pilotenkarriere kennengelernt hatte. Bis 1979, dem Jahr der Geburt des Sohnes Daniel, führten Sie ein Jetset-Leben, wie es die Werbeagenturen der Zeit kaum besser erfinden konnten. Der gut aussehende, unternehmungslustige Pilot und die attraktive Stewardess flogen zusammen um die Welt, zu den Sehnsuchtsorten jener Zeit wie London, Venedig, Hawaii, Tokio, New York, Rio de Janeiro, Bangkok, Hongkong … Während der damals noch langen Layover–Zeiten wohnten Sie in luxuriösen Hotels, mit Zeit für ausgedehnte Ausflüge, Badeurlaube und Sightseeing – lange bevor der moderne Massentourismus dem Reisen die Exklusivität nahm.
Axel Herrmann hatte stets eine Kamera dabei und ein gutes Gespür für Situationen und den richtigen Moment. Die Kodachrome-Farben lassen die privaten Erinnerungen auch nach fünf Jahrzehnten noch leuchten. In den Jahren nach dem frühen Tod seiner Frau im Jahr 2002 vernichtete Axel Herrmann den größten Teil seines Film- und Fotomaterials. Sein Sohn Daniel scannte jedoch für seine Abschlussarbeit (mit dem Titel „Continental Breakfast“) an der HfG Offenbach einen Teil des väterlichen Diaarchivs ein, bevor es im Container für immer verschwand. Nur diese Scans und ca. 100 Originaldias sind so erhalten geblieben. Eine Auswahl dieser Bilder werden hier nun erstmals veröffentlicht.