1987 und 1988 unternahmen Ute Mahler und Werner Mahler zusammen mit dem Autor Wolfgang Kil zwei Reisen nach Lissabon um die Stadt und ihre Menschen für ein Buchprojekt des Leipziger Brockhaus Verlages zu fotografieren und zu beschreiben. Es war für die damals in der DDR schon bekannten Fotografen eine seltene Gelegenheit, einen Blick vor den Eisernen Vorhang werfen zu können. Doch das für 1989 geplante Buch konnte nicht (mehr) erscheinen und teilte das Schicksal vieler Buchprojekte aus der Zeit kurz vor dem Mauerfall. Die Bilder und Kontaktbögen verschwanden in grauen Kisten in einem Archiv in Brandenburg, aus dem sie erst im Jahr 2021 wieder auftauchten. Bei der Sichtung der Bilder wurde klar, dass Lissabon eigentlich das erste gemeinsame Projekt der Mahlers war, lange bevor sie sich erstmals bewusst für eine Co-Autorenschaft entscheiden sollten. Trotzdem ist die gemeinsame Handschrift, die sich in den Monalisen der Vorstädte, Seltsamen Tagen, der Kleinstadt und den Strömen entwickelte, schon klar zu erkennen. Es sind schwarz-weiße Straßenfotografien im besten Sinne, entstanden beim Flanieren in der unbekannten, aber für die kleine Reisegruppe sicherlich faszinierenden Stadt, die rund dreißig Jahre später ganz eigene historische Sichtweisen ermöglicht. Lissabon ’87/88 ist ein kleines, wie immer von Florian Lamm sorgfältig gestaltetes Buch.
Ausgewählte Presse
ntv, 30.12.2022
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