»Unter Wasser« ist gleichermaßen radikaler Bruch und konsequente Fortführung des bisherigen Werkes von Hans-Christian Schink. Bekannt für seine perfekt austarierten, großformatig fotografierten Bilder, vollzieht er in diesem Projekt einen Wechsel in seiner fotografischen Methode und lässt dem kontrollierten Zufall freien Lauf. Schauplatz sind Biotope in Deutschlands wasserreichstem Bundesland Mecklenburg-Vorpommern: Seen, Gräben und sogenannte Sölle. Diese Gewässer entstanden zumeist durch die Rückbildung der Eisdecke am Ende der letzten Eiszeit und markieren damit den Beginn eben derjenigen Zivilisation, die Schink in seiner Fotografie so seziert. Schink arbeitete mit einer Unterwasserkamera, jedoch ohne dabei zu tauchen. So konnte er lediglich ahnen was durch den Sucher zu sehen gewesen wäre. Auf engstem Raum offenbaren sich unbekannte, fast archaisch anmutende Landschaften. Seine poetischen Bilder täuschen über die tatsächlichen Größenverhältnisse hinweg, es tut sich eine rätselhafte Miniaturwelt mit teils skulpturalen Charakter auf. Auch das Thema von »Unter Wasser« ist ein größeres als es die kleinen Biotope zunächst vermuten lassen: das Verhältnis von Mensch und Natur. Die Welten unter Wasser sind von den oberirdischen nicht zu trennen, denn sie sind ebenfalls gezeichnet von Landwirtschaft und Klimawandel. Damit knüpft Schink an eines der Leitmotive in seinem Werk an, nämlich dem der sozial determinierten Topografien.
Hans-Christian Schink (*1961) studierte an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig. Mit seinen Architektur- und Landschaftsaufnahmen im Spannungsfeld von Natur und Zivilisation avancierte er zu einem der wichtigsten Vertretern der zeitgenössischen deutschen Fotografie. Er lebt und arbeitet in Plath, Mecklenburg-Vorpommern.
Ausstellung
Stadthaus Ulm 7.7.–22.9.2024
Ausgewählte Presse
Neu-Ulmer Zeitung, 5.7.24
kasslerfotobuchblog
Deutschlandfunkkultur, Beste Fotobücher, 30.12.2022